Am letzten Tag in Ubud sehen wir einen Film aus den dreißiger Jahren, eines der wenigen Dokumente vor-touristischer Zeit. Gezeigt werden Riten, Tänze, Zeremonien, alltägliches Leben und Natur jener Zeit. Robert ist bei den Temperaturen und dem Straßenlärm nicht mobil genug, sodass wir lange Zeit im Café abhängen und erst mit dem Dunkel-werden nochmal losmarschieren: entlang unseres Wasserfalls und über Reisfelder, die plötzlich wieder zu Guesthouses und Spas mutieren. Schließlich landen wir wieder auf der Hauptstraße. Kurz vor unserem Hotel treffen wir noch einmal unseren Fahrer von Sonntag, Made, und handeln nach einigem Hin und Her eine Tour nach Bingin, unserem nächsten Ziel, aus.
Am kommenden Morgen kommt nicht Made sondern sein bester Freund, wie von uns bereits erwartet. Kurz entschlossen schlägt Robert eine weitere Tour in die Berge vor, in die weltberühmten Reisfelder von Jatiluwih und zum Tempel Pura Luhur Batukau. Wir sind den ganzen Tag unterwegs, fahren auch kleinste Straßen sowie Schotterpisten und sehen eine noch ländlichere Seite von Bali. Im Tempel ist gerade wieder eine Zeremonie.
Unterwegs nach Bingin Beach will unser Fahrer noch einmal eine Pause machen und ich esse zum ersten mal wirklich local food, allerlei Haut und Inneres vom Schwein, lecker gewürzt und doch ziemlich fremd. Fremder als der Geschmack bleibt die knurpsig knusprige Konsistenz. Robert passt und schaut mir misstrauisch zu.
Bingin ist ein versteckter, wunderschöner, ebenfalls nur über Schotterstraßen zu erreichender Strandabschnitt auf Bukit Peninsula, der Südspitze Balis. Hier wollen wir uns mit Dan und Kirsten treffen. Didi – unser Guesthouse-Betreiber – residiert ganz unten am Strand. Unzählige Treppen in der Nachmittagshitze, mit 20kg auf dem Rücken läuft Schweiß in Strömen. Doch Strand und Bucht entschädigen völlig. Unser erster open-air-living-room: heißt ‚ohne Fensterglas‘. Vom Bett sehen wir über das Meer, nachts auf die Lichter der Fischerboote, morgens auf leichte Röte und erste Surfer.
Wir hängen einen Tag ab, genießen Wasser, Sonne, schnell wieder Schatten und Water-Melon-Juice. Abends fahren wir gemeinsam mit Kirsten und Dan zum Pura Luhur Ulu Watu, dem touristischsten Tempel, den ich bisher gesehen habe. Die Affen völlig fett vom vielen Füttern durch die Touristen, ebenso entfremdet wie sie. Bei Sonnenuntergang sehen wir den Kecak Dance, eine traditionelle Tanzvorführung. Erschreckend: Viele Japaner haben nicht einmal diese eine Stunde Zeit, kommen spät und gehen vor dem Ende. Das Stück hat clowneske Züge und erinnert mich etwas an eine Zirkus- oder Kasperlenummer. Zurück wieder auf der Ladefläche von Dans Mini-Jeep unterbrechen wir die Fahrt für ein Abendessen. Wir sehen und erfahren: Hier haben viele reiche Fremde Land gekauft und Villen gebaut. Sie essen hier. Außer den Surfern gibt es hier noch nicht so viele Touristen (aber das kommt ganz schnell). Wir beschließen mit Kirsten und Dan am Donnerstag nach Kuta zu fahren, um von dort am Samstag nach Jogjakarta zu fliegen. Die Fahrt auf der Ladefläche dauert 90 Minuten uns ist abenteuerlich. Wir atmen unsere Jahresmenge Abgase, bekommen noch einmal ordentlich Farbe auf die Haut und ernten viel Lächeln aus den Autos und von den Motorrädern hinter und neben uns. Wir ziehen in ein Hotel, außen hui, innen ziemlich feucht – dafür mit AirCon, TV und Badewanne direkt am Pool. Für zwei Nächte ist das in Ordnung.
Wir genießen noch einmal den weiten Strand. Abends treffen wir noch einmal Kirsten und Dan in Seminyak am Strand. Diesmal ist es die bunte Chill-Out-Bar und wir trinken nach langer Zeit wieder einmal Bier.
Abschied von Bali. Wir sind viel zu früh am Flughafen. Vom Fenster der Boeing können wir noch einmal beide Strände sehen. Rechts Bingin-Beach, rechts Kuta-Seminyak. Dann brausen wir mitten durch und heben ab. Weil Jogjakarta in einer anderen Zeitzone liegt, sind wir bereits zehn Minuten später da. Schon von oben hat Land und Stadt eine ganz andere Struktur, unserer Landschaft zu Hause ähnlicher. Keine balinesischen Compounds sondern Straßen, Blöcke und Häuser. Es ist heiß aber weniger feucht.
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