Aus den angekündigten acht Stunden werden zwölf. Am Samstag sind wir mit einer modernen ‚Postkutsche‘ von Yogyakarta nach Malang unterwegs. Der Minibus befördert nicht nur Passagiere, sondern auch Briefe und verschiedene Pakete. Immer wieder fahren wir einige Umwege, um neue Passagiere abzuholen und unser Fahrer sucht Adressaten oder eine Straße. Auf der Mittelbank üben Robert und ich Notfallpositionen: ‚Wenn uns wieder drei Autos nebeneinander entgegenkommen und unser Fahrer einfach draufhält (wo sollte er auch hin) werfe ich mich in den Fußraum und Du längs auf die Bank.‘ Unser Fahrer fährt eigentlich nicht anders als alle, mit denen wir bisher gefahren sind. Nur hinsehen geht nicht. Auf 50 km kämen in Deutschland 5 Jahre Knast und nie wieder einen Führerschein. Niemanden vorsätzlich umbringen scheint die einzige Verkehrsregel zu sein. Auch wenns mal laut schrappt, weil Bus und Moped sich an der Ampel zu nahe kommen, juckt das weder den Bus- noch die Mopedfahrerin.
Durch dieses Hin- und Her-, Auf- und Abfahren lernen wir den Ort Kertosono kennen: Alle paar Meter hängen Banner über der Straße, die das Englisch-Lernen anpreisen, in beinahe jeder Straße gibt es eine Sprachschule. Sonst wirkt das, was wir aus dem Bus heraus sehen eher dörflich, klein. Zum Abend erleben wir vom Bus aus noch ein gigantisches Farbenmeer von untergehender Sonne über den immergrünen Bergketten.
Wir haben in Malang das Helios-Hotel ausgesucht, weil es Touren in Ostjava anbietet. Wir buchen eine 2 Tagestour zum Mt. Bromo und dem Ijen-Plateau. Die Zimmer sind einfach, haben aber ein schönes Marmorduschbad – und hier haben wir erstmals einen schnellen Internetzugang und können skypen.
Malang ist eine laute Stadt. Verkehr und der entsprechende Lärm verfolgen einen bis in den letzten Winkel eines Cafés, Restaurants und ins Hotel. In Malang sehen wir bisher die deutlichsten Spuren von Kolonialgeschichte: Es gibt auffallend viele christliche Kirchen, niederländische Architektur, Cafés, Restaurants und Hotels aus der Kolonialzeit, die Ihren alten Charme jetzt für den Tourismus einsetzen. Mehr hat Malang allerdings auch kaum zu bieten. Ein kleiner Ausflug ist der Singasari-Tempel. (Wir lernen Angkot fahren und den richtigen Preis bezahlen) Auf jeden Fall gibt es kulinarische Höhepunkte. Ich genieße hier den besten Kaffee, den ich jemals getrunken habe. Geschmackvolles Essen auch in einfachen Lokalen. Wir sind in Malang auf Durchreise zu den Vulkanen in Ostjava. Auf der Rückreise bleiben wir hängen, weil wir Wäsche waschen müssen, zuerst Bahn fahren wollen und dann doch einen Nachtbus nehmen müssen. An unserem letzten Tag scheitert unser Versuch an die Küste zu kommen.
Wir wollten uns den kleinen Badeort Balekambang ansehen. Im ersten Angkot, ein schrabbeliger Minibus in dem gefühlt 30 Menschen sitzen, heißt es auch man fahre dorthin. Doch im nächsten größeren Ort bleiben wir beinahe 45 Minuten stehen. Immer wieder kommen Menschen ans Fenster, die uns fragen, ob wir dort hin wollen und sagen dass es dort wirklich sehr schön sei. Schließlich heißt es wir müssten das Angkot chartern. Zum 10fachen des üblichen Fahrpreises. Mittlerweile ist es auch schon ziemlich spät und wir wollen auf keinen Fall unseren Nachtbus nach Yogya verpassen. Wir entscheiden uns umzukehren. Die Rückfahrt verläuft ruhig und wir haben Platz im Angkot. Mit einem ersten Asienkoller fallen wir in Malang das erste Mal in einen McDonalds ein. Mindestens vier davon haben wir im Innenstadtbereich gesehen. Hier isst die gehobene Mittelschicht und auch zum ersten Mal sehen wir richtig fette Kinder. Neben den Burgern gibt`s auch Reis und Huhn. Ich erinnere die Geschichte, die wir über die Einführung des Islam im hinduistischen Java erfahren haben: Immer das Alte (Religion, Essen) mitnehmen, langsam an das Neue gewöhnen und das Vertraute schleichend verschwinden lassen.Im Hotel zurück planen wir für unsere letzten Tage in Indonesien Erholsames: Bunaken-Island in Nordsulawesi. Wir reisen wirklich im Zick-Zack durch das Land, gegen den Strom der üblichen Touristenstrecke von West nach Ost…
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