Nicht mit der befürchteten Propeller-Maschine sondern mit einer Boeing 737 erreichen wir am Montagabend Pangkalan Bun in Kalimantan. Wir haben eine gute Stunde Verspätung, denken uns aber nichts dabei.
Später werden wir erfahren, dass die betagte Maschine am nächsten Vormittag den Geist aufgegeben hat und notlanden musste. Das hat für uns eine umständliche Rückreise zur Folge, da Trigana-Air nur diese eine Boeing besitzt. (Diesen Text schreibe ich grad auf einem dieser Zwischenstopps im Flughafen von Semarang, einer Stadt an der Nordküste von Java).
Beim Anflug in Kalimantan nur Wald, brachliegende Flächen und Sand. Auch der Flughafen scheint mitten im Wald zu liegen, ein kleines Abfertigungsgebäude, eine Rollbahn sonst nichts. Yomie Kamal, unser Guide holt uns ab und begleitet uns ins Hotel. Pangkalan Bun wirkt wesentlich entspannter als die Städte auf Java. Unser Hotel liegt mitten in der Stadt, dennoch ist der Verkehr ruhig. Wir gehen noch etwas essen, dann ins Bett. Das Zimmer ist einfach, die Dusche lädt nicht wirklich ein, doch was solls, es stehen uns ein paar Tage auf einem Boot bevor.
Yomie holt uns morgens um halb acht ab, es gibt noch ein paar Formalitäten zu erledigen. In diesem Sultanat gibt es ein absolutes Alkoholverbot und eine ziemlich restriktive Meldepflicht. Aber wie vieles in diesem Land lässt sich das mit etwas Geld beschleunigen und es reicht jetzt unsere Pässe zu kopieren, wir müssen nicht zum persönlichen Interview zur Polizei. Eine Stunde später sind wir in Kumai und lernen die Crew unseres Schiffes kennen. Yomie ist unser Guide und Tourveranstalter (sehr zu empfehlen, www.orangutantour.blog.com), Yopie, sein Bruder, der Kapitän, der Schiffsjunge heißt hier ‚Assistent Captain‘ und hat den Namen Andi. Vollständig wird die Truppe mit dem Koch, Aris. Unser Boot hat zwei Decks, ein Oberdeck für uns Touristen mit Tisch, Stühlen, Matten und Kissen und ein Unterdeck, auf dem die Mannschaft schläft, kocht, dampfert, Witze über die Passagiere reißt und alle anderen Arbeiten erledigt. Das wird auch bis ans Ende der Reise eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bleiben – gewöhnungsbedürftig.
Wir legen sofort los, nach einer viertel Stunde auf dem Kumai-River biegen wir nach links in den Sekonyer-River, einen kleineren dreckig-braunen Fluss. Zur rechten der Nationalpark, in der Mitte Schaum und Plastiktüten, links hinter ein paar Palmen Palmölplantagen. Von Regenwald noch nichts zu sehen. Robert wundert sich: Nur Palmen. Sind wir richtig? Plötzlich stoppt unser Boot: zwei Proboscis-Monkeys („Nasenaffen“ oder besser „Dutch- (Niederländer-) affen, wie sie die Einheimischen wegen der langen Nasen und dicken Bäuche genannt haben) überqueren den Fluss. Die Affen schwimmen gerne vor den Booten über den Fluss, da sie wissen, dass die Krokodile Angst vor den Geräuschen der Schiffsschrauben haben. Auf unserer Reise begleiten uns oft wunderschöne farbige Kingfisher– und Nashornvögel. (wenn Ihr mehr über diese Vögel wissen, oder Bilder sehen wollt, klickt auf die Vogelnamen)

Photo: Jakob Wijkema: Rufous-collared Kingfisher (Actenoides concretus): Deforestation threatens its survival.
Wir folgen dem Fluss, dem Strom entgegen. Langsam ist der eine oder andere Baum hinter den Palmen zu erkennen. Pandanus-Pflanzen (mehr wissen…) aus der Familie der Schraubenbäume säumen jetzt die Ufer und die Palmen verschwinden. Die Blüten dieser Pflanze duften wunderbar. Der Fluss macht immer wieder kräftige Kurven, wird schmaler, aber die ungesunde Farbe bleibt. Yomie erzählt uns, dass weit oben, noch nördlich vom Nationalpark legaler und illegaler Bergbau betrieben wird. Gold und Saphire sind die Bodenschätze, die gesucht werden. Dabei wird gerodet und der gesamte Boden umgegraben und mit Wasser ausgewaschen. Zurück bleibt Sandwüste, auf der nichts mehr wachsen kann und ein verschmutzter Fluss. (Borneo hat eigentlich keinen fruchtbaren Boden. Das üppige Wachstum des Regenwaldes wird nur durch einen sehr schnellen Umsatz alter Blätter und Äste ermöglicht. Nach zwei bis drei Metern ist nur noch Sand. Alle Pflanzen, die hier wachsen, wurzeln flach und in die Breite.)
Nach 2,5 Stunden machen wir einen kurzen Stopp und melden uns im Nationalpark an. Wir fahren an den Orang Utan Camps 1 und 2 vorbei und biegen nach gut einer weiteren Stunde rechts in den Nationalpark ein. Sofort ändert der Fluss seine Farbe, beinahe schwarz ist das Wasser, sauber und seine Farbe erinnert an Coca-Cola. Die Spieglungen im dunklen Wasser haben etwas Mystisches, das Robert begeistert fotografiert. Bald darauf entdecken wir den ersten Orang Utan. Dann sind wir da. Camp Leakey ist 1971 von Dr. Birute Galdikas gegründet worden und nach deren Lehrer, dem Primatenforscher Leakey benannt. Der hatte drei Frauen auf die Erforschung der drei Menschenaffenarten angesetzt. Männern traute er die Geduld und Frustrationstoleranz nicht zu. Tatsächlich bekam Galdikas monatelang keinen Orang Utan zu sehen, bis sie lernte auf ‚anormale‘ Schatten in Baumkronen zu achten. (wer mehr wissen will, drei Links zu Frau Galdikas: eins, zwei, drei…)
Beim Anlegen begrüßt uns Sisswi. Sisswi ist eine der wenigen Orang Utanweibchen, die das Camp nie verlässt. Alle Menschenaffen haben hier Namen. Sie sind nicht wirklich wild, sondern das Leben mit Menschen gewohnt. Viele dieser Menschenaffen sind eine zeitlang als Haustiere oder in privaten Zoos gehalten worden. Das ist längst verboten, das Camp ist ein Versuch befreite Tiere wieder auszuwildern. Hier leben sie mehr oder weniger autonom, artgerecht und pflanzen sich fort. Diese Arbeit wirkt dem Aussterben der Art entgegen. Die Jungen bekommen immer einen Namen mit demselben Anfangsbuchstaben wie dem der Mutter. Einmal an den Menschen gewöhnte Orang Utans wildern nicht mehr völlig aus. Der Traum von Frau Galdika ist nicht ganz aufgegangen. Befreite Orangs mit Menschenkontakt werden nicht mehr in der Nähe wilder Tiere angesiedelt. Da fast das gesamte Verhalten erlernt ist, kommen sie nicht miteinander klar. Ein trauriges Beispiel: Ein Waisen-Orang-Mädchen, mit der Flasche aufgezogen weiß nicht, wie man Kinder trägt und behandelt. Sie sieht die Ranger im Fluss ihre Kleider waschen, wäscht so ihr Kleines, das ertrinkt.
Robert und ich hatten nicht gedacht, diesen Tieren so schnell so nahe zu sein. Über einen Holzsteg erreichen wir das Dokumentationszentrum des Camps. Nach kurzem Aufenthalt laufen wir dann in einer Gruppe in den Regenwald zur Fütterungsplattform. Täglich um 14 Uhr werden hier Bananen angeboten. Wenn wenige Tiere kommen, erfahren wir, ist das ein gutes Zeichen. Sie ernähren sich dann selbst von den Früchten der Bäume. Die Tiere kommen nacheinander. Fast immer sind es Weibchen mit ihren ein oder zwei Kindern. Einer der Gründe, warum Orang Utans so sehr vom Aussterben bedroht sind, ist, dass sie nur alle 6-8 Jahre schwanger werden. Wird eine neues Kind geboren, löst sich das ältere nach und nach von der Mutter. Mit weiteren Touristen bleiben wir eine gute Stunde an der Plattform, bevor wir auf das Boot zurückkehren. Uns erwartet Kaffee und ein Snack, dann legt unser Schiff ab, um einen Liegeplatz für die Nacht zu suchen. Kaum haben wir angelegt, beginnt die Mannschaft zu angeln und der Koch bereitet unser Essen. Das Essen: Sowohl Lunch als auch Dinner bestehen aus 3-4 Gerichten und einem Nachtisch. Viel Fisch und Meeresfrüchte, auch Huhn, Tofu und Tempe. Wir erweisen uns als mutlose Feinschmecker und lassen Krebs und Großgarnelen aus. Wenn wir uns in Asien sonst an eher kleine Portionen gewöhnt haben, auf diesem Boot werden wir gemästet.
Bald nach Einbruch der Dunkelheit gehen wir schlafen. Oder lassen wir schlafen gehen? Wir sitzen auf Stühlen und warten darauf, dass Schiffsjunge und Koch Matratzen richten, Kissen beziehen und das Moskitonetz anbringen. Dann schlüpfen wir rein. Irgendwie scheint das in eine andere Zeit zu gehören und für mich ist die Rolle des umsorgten Touristen nicht nur reiner Genuss. Nur eine kleine Plane trennt unseren Schlaf von der ‚Dschungelmusik‘, diesem unvergleichlichen Wohlklanggemisch aus Insekten und Vogellauten. Nicht laut und nervig wie befürchtet, sondern wunderbar und unerwartet schön bringt sie uns in den Schlaf.
Beim Aufwachen am nächsten Morgen sehen wir auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses in den Bäumen tummelnde Proboscis-Monkeys. Nach dem Frühstück boaten wir wieder ins Camp und beginnen einen kleinen Dschungeltrack. Wir gehen den ‚einfachen‘ Weg, der jedoch für meine neuen amerikanischen Treckingstiefel seine Tücken hat. Einen Teil der Strecke müssen wir über nasse Bretter laufen und wie schon am Ijen ist das für mich eine einzige Rutschpartie. Das eine oder andere Mal lande ich knöcheltief im Morast. Der Track geht zur alten, jetzt aufgegebenen Fütterungsplattform von Camp Leakey und dann in einem Bogen zum Boot zurück. Hier wartet der Lunch, doch wir sind schweißgebadet und wollen uns gerne waschen. Der Fluss ist hier sauber und verlockend, doch voller Krokodile. Wir wissen, dass 2002 ein englischer Freiwilliger hier von einem Krokodil angegriffen wurde und starb. Aber wir gehen – wie unsere Crew – ins Wasser. Im Gegensatz zu dieser bewegen wir uns aber kaum einen Meter vom Steg, strampeln schnell den Schaum vom Körper und sind auch schon wieder draußen. Im colafarbenen Fluss können wir keinen Grund sehen und auch nichts spüren. Doch! Wir haben Angst.
Nach dem Lunch gehen wir wieder zur Fütterung. Achmad (ein Weibchen) und Atlas liegen auf dem Steg und ruhen. Atlas ist 4 Jahre und sehr neugierig. Robert legt seine Hand neben Atlas. Atlas legt seine Hand in Roberts. Robert ist glücklich! Später treffen wir auf Prinzess. Wir erkennen Sie daran, dass sie ihr Kleines nicht wie die anderen an der Seite, sondern auf dem Rücken trägt. Prinzess sucht sich auf dem Weg zur Plattform immer zwei Ranger oder Touristen aus, die sie an die Hand nehmen. Denn auf dem Boden ist der Orang Utan auf zwei Beinen deutlich schneller als mit vieren. Die Stimmung ist heute ruhiger. Es sind weniger Besucher da und es kommen auch andere Affenmenschen. Orang heißt Person, das wissen wir schon von Eintrittspreisen: 6000 Rp. p/Orang hat z.B. der Freizeitpark in Malang gekostet. ‚Utan‘ kommt von ‚Hutan‘, was Wald bedeutet, erfahren wir jetzt. Der Orang Utan ist eine ‚Person aus dem Wald‘. Das von weit her hörbare Heranschwingen, die vorsichtige Annäherung an die Plattform, die Gesichter und Blicke der Menschenaffen beeindrucken uns wieder sehr. Personen, Persönlichkeiten, ohne Frage. Ihre Vorsicht gilt nicht uns Menschen, sondern anderen Mitgliedern der Affengesellschaft. Auch Weibchen habe eine Rangordnung.
Eines, ihr Name beginnt mit G., kommt von der Plattform auf mich zugeklettert. Sie sieht meine Wasserflasche, es ist klar, das die jetzt ihre ist, keine Frage. Sie trinkt sie aus, ich mache ein Foto, der Rest schmunzelt. Die leere Flasche sammelt Yomie ein, wegen des Pfandes (natürlich nicht, sondern damit sie nicht irgendwo im Wald liegen bleibt.)
Unser Schlafplatz ist wieder dieselbe kleine Bucht flussabwärts. Heute ist es jedoch klar, wir genießen einen wunderschönen Sonnenuntergang und im Dunkelwerden die Vermehrung der Sterne. Dominiert von Venus werden es immer mehr. Keine Luftverschmutzung, keine städtischen Lichter trüben den Blick. Sterne oben am Himmel, und Sterne, die sich im See spiegeln, traumhaft schön. Auf dem Oberdeck liegen wir auf dem Rücken, sehen Sternschnuppen und wünschen uns was. Zwei Glühwürmchen fliegen vorbei. Es ist ganz still. Irgendwann erwacht unsere Mannschaft wieder zum Leben. So leise und unbewegt wie in den letzten beiden Stunden haben wir sie an allen vier Tagen nicht noch einmal erlebt. Nach dem Dinner mit weiteren Krustentieren schlafen wir in unserem schaukelnden Bett.
In der Früh fahren wir zeitig los, um die 9 Uhr-Fütterung in Camp 2 zu erreichen. Danach boaten wir den Fluss weiter abwärts zu Camp 1. Wir haben noch ein paar Stunden Zeit bis zur 15 Uhr Fütterung. Wir liegen am Anleger eines aus dem Nationalpark umgesiedelten Dorfes. Es ist unsagbar heiß in den Mittagsstunden. Schließlich machen wir einen kleinen Spaziergang in die 100 Seelengemeinde, die eine Primarschule und sogar ein kleines Krankenhaus hat. Allerdings erfahren wir, dass es hier schon lange keinen Arzt mehr gibt, selten kommt einen Krankenschwester vorbei. Der Grund: die Menschen nutzen das Angebot nicht, sondern nutzen ihre traditionelle Medizin, die, wie wir erfahren auf Borneo viel mit (schwarzer) Magie zu tun hat.
In Camp 1 sehen wir erstmals einen Orang-Utan-König, den herrschenden Mann in einem Gebiet. Orang-Männer sind strenge Einzelgänger. Sie suchen den Kontakt nur, wenn sie mit dem herrschenden König kämpfen wollen um seinen Platz einzunehmen. In der Regel wird der Unterlegene getötet. Weibchen duldet ein Affenmann in seiner Nähe, baut aber keine weitere Bindung auf.
Nach wie vor sind die Orang Utans sehr bedroht. Die Vernichtung ihres Lebensraumes ist nicht aufzuhalten. In den letzten 20 Jahren hat Indonesien mehr Regenwald abgeholzt als in den 100 Jahren zuvor. Im Moment bedroht weniger der illegale Nutzholzeinschlag als der Ölpalmenanbau und der Bergbau den Regenwald. Während beim reinen Holzeinschlag nur die größten Bäume geschlagen wurden und der Rest weiterwachsen konnte, werden für Palmölplantagen komplette Flächen gerodet. Orangs, die die Palmölfrüchte essen, werden (trotz Verbot und Artenschutz) getötet, gefangen, gemästet, gegessen oder gehandelt. Palmöl ist die größte Gefahr für den Regenwald. Palmöl ist nicht nur ein nachwachsender Energieträger, es wird industriell zu Margarine, Kosmetika, Waschmittel, Badezusatz und mehr verarbeitet. Wenn Ihr etwas für den Erhalt der Regenwälder tun wollt, kauft alternative Produkte ohne Palmölanteil. Tropenholz wird hier überwiegend vor Ort für die schnell wachsenden Kommunen und die Wirtschaft gebraucht. Das werden wir später noch in Kumai und Pangkalan Bun sehen. Teak ist in Indonesien gar kein Problem. Teak ist kein hier heimischer Baum, erfahren wir, er wurde von den Holländern in Plantagen angepflanzt (die Vergrößerung dieser Plantagen könnte allerdings ein Problem sein, davon hören wir aber nicht). Regenwald retten heißt für uns unbedingt auf palmölhaltige Produkte verzichten. Wenn ihr wissen wollt warum ‚Magnum‘ jetzt tabu ist (Unilever) und was es noch über Palmöl zu erfahren gibt, klickt folgende Links: eins, zwei.
Inzwischen wissen wir, dass unsere Fluggesellschaft keine Boeing mehr hat, um uns nach Java zurück zu fliegen. Wir müssen also nach Pangkalan Bun zurück, um eine andere Möglichkeit zur Rückreise zu finden. Am Abend können wir jedoch nicht mehr zurück, ein heftiges Unwetter macht Fluss und Strömung unberechenbar und fesselt uns an den Anleger.
Am vierten Morgen auf dem Boot müssen wir Abschied nehmen vom Dschungel. Eine gute Stunde dauert die Fahrt nach Kumai. Wir sind ein wenig traurig. Reisen heißt auch immer wieder Abschied nehmen in unserem Fall auch wahrscheinlich nie wieder kommen…
Am Hafen nehmen wir Abschied vom Kapitän und dem Schiffsjungen. Kumai, die Hafenstadt bietet vom Wasser einen eigenartigen Anblick. Es gibt einen kastenförmigen, sehr hohen, meist grau gestrichenen Häusertyp mit wenigen sehr schmalen Fenstern. Das sind Schwalbenhäuser. Diese Häuser werden gebaut, um Nester für die Suppe zu ernten. Das lohnt sich. Ein Kilogramm Schwalbennest kommt auf einige hundert Dollar. Wir fahren die 20 km von Kumai nach Pangkalan Bun. Über Yomies ‚Beziehungen‘ sollen wir Tickets mit der Fluggesellschaft Kalstar nach Semarang auf Java bekommen. Dort haben wir gute Chancen einen Anschlussflug nach Jakarta zu ergattern. Wir sind kurz im Haus von Yomies Boss (und Freund), treffen jemanden mit wichtiger Aktentasche, mit dem wir in ein anderes Büro fahren. Die Flüge sind eigentlich ausgebucht. Aber irgendjemand hat die Macht, so heißt es, andere von der Passagierliste zu tilgen und uns darauf zu setzen. Wir zahlen ein kleines Schmiergeld (nein, die Tickets sind einfach teurer als drauf steht…) und haben unseren Flug.
Gleich darauf kommen wir im Hotel an, diesmal buchen wir Komfort, nach vier Tagen Dschungel brauchen wir eine ordentliche Dusche. Yomie führt uns anschließend zum Lunch in ein Restaurant, in dem man nur Fisch essen kann. Zwischen den Fischteichen essen wir zum ersten mal mit den Fingern. Es klappt (Linkshänderthomas mit rechts!!!) erstaunlich gut und der Fisch schmeckt Klasse. Unser Koch Aris ist immer noch dabei. Seid wir Netz haben sind beide unentwegt am tickern. Indonesien hat die höchsten Wachstumsraten bei Facebook und Twitter. Und Yomie hat viele Frauen am Start. Der Koch hilft schreiben. Im Laufe des Tages wird Yomie noch zwei Damen verwechseln, mit ernsten Folgen…
Am Nachmittag zeigen die beiden uns ihre Stadt. Wir sehen das Holzviertel (aus dem Auto, es regnet noch) und erreichen den Fluss. Am Fluss Hütten und Fischzucht. Vor und hinter dem Fluss Steppe. Hier, erfahren wir, war früher alles Wald. Haben hier, wo noch ein paar Pfähle in der Wiese stehen, auch einmal Hütten gestanden? Nein, das war das Sägewerk. Jetzt gibt es hier nichts mehr zu sägen.
Am Fluss gibt es einen Sidewalk. Wir laufen über Planken, sehen Kinder baden, Frauen waschen und Männer rauchen. Es regnet noch ein wenig und dämmert langsam. Die Türen der kleinen Häuschen öffnen sich zum Wasser. Manches Mal haben wir das Gefühl, auf diesem öffentlichen Weg in die Wohn- und Lebensbereiche der Menschen einzudringen.
Wir klettern zum Sultanspalast, einem Holzbau auf einer Anhöhe. Vor mehreren Jahren abgebrannt, wird er seitdem wieder aufgebaut. Der Sultan wohnt hier nicht, aber man kann Teilbereiche für Hochzeiten mieten. Der Sonnenuntergang färbt den Himmel lange rot. Wir sind alle vier höflich miteinander, aber würde nicht jeder von uns im wortklaren Berlin einfach nach Hause gehen?
Wir sehen viele Verwaltungs- und Militärgebäude in dieser Stadt. Wir wissen, dass der Handel mit Alkohol und seit kurzem auch der Genuss verboten ist. Wir wissen, dass es Hotels gibt, die etwas teurer sind, weil hier Frauen tanzen und Alkohol verkaufen. Weil viele Polizisten dort Kunden sind, ist das aber kein Problem. ‚legal illegal‘.
Nach dem Abendessen verabschieden wir uns von Aris, dem jungen Papa, der Sohn und Frau schon vier Wochen nicht mehr gesehen hat, weil beide auf Java bei der Oma sind. Er spart darauf beide zu sehen. Vielleicht in ein paar Wochen, wenn Yomie noch mal einen Job für ihn hat. Unsere überteuerten und geschmierten Flugtickets kosten 65 Euro.
Ein Taxifahrer holt uns am kommenden Morgen. Yomie ist noch einmal da und checkt uns ein. Auf unserer Boardingkarte steht keine Platznummer. Es geht trotzdem alles glatt. Auf Wiedersehen Kalimantan. Ein kurzer Besuch.
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