Aufbruch, Thailand
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Thailand

Mit Thailand schließen wir den asiatischen Teil unserer Reise ab. Wir suchen ruhige Orte am Wasser, um die Erfahrungen der letzten Monate nachzuspüren und uns auf Berlin vorzubereiten. Im stark westlich orientierten kapitalistischen Bangkok spüren wir Berlin schon vor. Nur ohne alles Alternative und die rebellischen Blüten, die der Westen im letzten Jahrhundert getrieben hat.

 

Ko Tao

Ko Tao liegt an der Ostküste und ist eine recht kleine Insel. Gerade drei größere Strände und ein paar winzige Buchten. Am Hauptstrand Sairee Beach, hier gibt es die meisten Unterkünfte, fallen wir beiden erst mal vom Glauben ab: So dreckig und mit Booten verstellt. Das Hinterland, eine Art Ballermann für die 20-30-jährigen… Wir lassen uns sofort zum kleinsten aller Strände, zum Chalok Ban Kao fahren, das kleine Dorf ist wesentlich netter, hier leben mehr Langzeitreisende, die Stimmung ist friedlich, Unterkünfte und Essen gut. Low-Season, wir haben die Auswahl und die Preise sind moderat. Aber: Auch mit diesem Strand kann man nichts anfangen. Das Wasser schlammig, da wollen wir nicht rein, Schnorcheln ausgeschlossen. Nach zwei Tagen ziehen wir in eine einsame Bucht, Hat Sai Deng. Es ist das Resort, in dem Robert vor 10 Jahren die Einsamkeit satt hatte. Es hat sich nicht viel verändert, nur die Bäume sind gewachsen. Die Anlage ist wunderschön, in der Bucht lässt sich herrlich schnorcheln. Gegenüber liegt Shark-Island, die ihrem Namen Ehre macht, wir treffen unter Wasser auf einen Schwarzspitzenhai, der in der Bucht seine Runden dreht. Einziger Wehrmutstropfen – ich vermisse das mehr als Robert – wir sind weit ab, müssen sehr steil in die Berge und wieder herunter laufen um Einkaufen, ins Internet gehen oder die friedliche Langzeiturlauberatmosphäre spüren zu wollen.

Im Übermut leiht Robert noch mal einen Roller. Steigungen und Straßenzustände hat er dabei nicht im Blick und so haben wir einen erlebnisreichen Tag mit viel Adrenalin im Blut. Wer sich gerade sicherer fühlt fährt, oft auch alleine, weil der Motor oder die Bremsen die Steigungen sonst nicht schaffen. Der andere läuft nebenher. Wir machen den längst-möglichen Ausflug zur Mango-Bay, müssen die letzten 2 km aber laufen, da die schweren Regenfälle vom Februar die kleine Straße weg gerissen haben.

 

Ko Samui

Lange haben wir hin und her überlegt, wo und ob wir einen Retreat machen wollen. Das ist Meditation in einem abgesteckten Rahmen (mehr wissen…) . Schweigen, einfach leben, sitzen, gehen, sitzen… Wir haben uns für einen 7-tägigen Retreat im Dipabhavan Meditationscenter nahe Lamai auf Ko Samui entschieden. Das Center gibt es seit 2005, es wird wie auch das bekanntere Dhamma-Hermitage-Center vom Kloster in Suan Mokh aus betreut.

Ko Samui hat wunderschöne Sandstrände, herrlich zum Schwimmen und Baden. Lamai, der Ort, ist schlimmer als ich es mir vorstellen konnte, Ballermann pur. Das Resort, was wir uns ausgesucht haben, ist aber auf Anhieb richtig. Es liegt am äußersten Ende des Strandes, gleich bei den ‚Genital-Rocks‘ (den ‚Geschlechtswerkzeuge-Bergen‘). Hier ist es ruhig, die Anlage strahlt eine freundliche Gartenatmosphäre aus. Wir bleiben nur eine Nacht, am kommenden Tag beginnt der Retreat. Und wie der Zufall will, hat die Inhaberin mit dem Center zu tun. Ihre Freundin hat das Grundstück in den Bergen zur Verfügung gestellt, auf dem das Meditations-Center seinen Platz gefunden hat. Beide spenden immer wieder Zeit und Lebensmittel für Meditierende.

Das Dipabhavan Meditationcenter ist auf westliche Besucher eingerichtet (mehr wissen…) . Unser Retreat ist komplett in englischer Sprache. Weil wir nicht wissen, wie es uns ergehen wird und ob wir die sieben Tage beide durchhalten werden, verabreden wir uns für alle Fälle im Sunrise-Resort. Die Unterkünfte sind einfach. Wir schlafen in einer Art Schlafsaal, in dem Holzbetten mit einer hohen Wand eine Art Abteile bilden. Der Tagesablauf ist fest geregelt, ihr könnt ihn dem Bild entnehmen. Wir machen beide sehr gute Erfahrungen in den kommenden sieben Tagen. Nur mit sich alleine zu sein hilft Dinge und Vorgänge wahrzunehmen, sich selbst in einer Weise zu beobachten, wie wir es sonst nicht können oder tun. Schweigen heißt hier auch: nicht lesen und nicht schreiben, keine Musik hören, keine Spiele spielen, kein Sex – kurz keine Ablenkung. Nicht alles ist leicht und einfach, nicht alles gefällt uns, manches löst auch Widerstand aus. Wir haben Glück mit den täglichen Vorträgen. Sie werden von einem britischen Mönch gehalten, der gute klare Einblicke in die buddhistische Theorie und Meditationsanleitung geben kann und zusätzlich unterhaltsam ist. Für mich werden das schnell Höhepunkte des Tages. (Die Vorträge beruhen auf der Lehre von Buddhadasa, lange Mönch und Abt von Suan Mokh. Er hat viel dazu beigetragen Meditation für Laien und Westler zu fördern. Wir finden später deutsche Übersetzungen seiner Schriften im Netz, so dass wir das Gehörte noch einmal vertiefen und überdenken können) In der Summe hat es sich für uns beide sehr gelohnt und wir würden es auch wieder tun. Wir sind nach fast zwei Jahren unregelmäßigen Meditierens wieder gut in der täglichen Praxis gelandet, die wir auch in Berlin beibehalten wollen.

Nach Ende des Retreats verbringen wir einen weiteren Tag am Strand, verbruzzeln uns – dämlich – die Gumme, bevor wir nach Phuket fahren.

 

Phuket

Wieder nur eine Zwischenstation. Von hier aus fliegen wir morgens nach Kuala Lumpur und in ein paar Stunden wieder zurück, sozusagen ein Wochenendausflug der besonderen Art. Jetzt können wir weitere 30 Tage in Thailand bleiben. Das hätten wir billiger und unter Umgehung jeder Flugangst haben können. Sei’s drum. In Phuket schlafen wir in der Stadt, von den ganzen Bumsburgen an den Stränden wollen wir nichts mitbekommen. Auffallend ist, dass junge-Männer-Horden einen deutlich höheren Anteil an den Touristen haben als sonst.

 

Ko Phi Phi

Weil wir im Westen sind und ich die Insel nicht kenne, fahren wir gleich weiter nach Ko Phi Phi. Die schönste und berühmteste thailändische Insel ist trotz Low-Season gut besucht. Wir wohnen in einer kleinen Bucht vor Long Beach im Viking-Nature-Resort. Wir haben kein eigenes Bad, aber die Bungalows und das Restaurant sind sehr schön gemacht. Wir können direkt am Resort schnorcheln, schwimmen und haben viele andere schöne Strände in einem kleinen Fußmarsch erreicht. Im Dorf an der engsten Stelle von Ko Phi Phi herrscht wieder Ballermann für 20-30 Jährige. Ich bin erstaunt wie viele es davon gibt.

In unserem Resort bekommen wir nicht viel davon mit. Manchmal hören wir nachts die Bässe der Strandparties, leise genug, dass es unseren Schlaf nicht stört. Mitten in der Natur haben wir im Resort auch eine lebendige Atmosphäre. Ganz unterschiedliche Menschen, Gruppen, Paare und Einzelgänger machen hier Urlaub. Hier verbringen wir jetzt unsere Zeit, genießen die Wärme, die feuchte Luft, den Regen, Ebbe und Flut und auch noch einen Vollmond.

Bis irgendwann im Sommer in Berlin, Robert & Thomas

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