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50

Fünfzig werden war schön. Kein Vergleich mit vierzig. Und mit neunundvierzig ist man’s ja schon fast. Und alles wartet nur darauf. Die Reise –  das Unterbrechen all der Tätigkeiten, Vorhaben und Projekte, vertrauter Arbeits- und Redeweisen – verbinde ich mit dieser Marke. Einen deutlichen Perspektivenwechsel vornehmen. Mit Abstand auf das bisher gelebte sehen und eine Weile anders leben. Leben. Einige meine Freunde sind nie 50 geworden. Kurz entschlossen habe ich meinen Tag auf eine Insel gepackt und das Feiern auf wärmere Zeit verschoben. Drei Tage am Strand von Ückeritz , Robert an meiner Seite, Kamin und Sauna (so konnte nicht viel schief gehen). Die Dünenhäuser sind übrigens eine Empfehlung. Wunderschöne Lage, sehr behutsamer Umgang mit Natur und Landschaft. Hier ein paar Stimmungsbilder meiner drei Geburtstage… Allen die an mich gedacht, angerufen, geschrieben oder eine SMS geschickt haben: Ich habe mich sehr über Eure Wünsche gefreut. Schön, dass Ihr da seid. Thomas

Robert und Thomas fliegen…

Ein Sprung… Am Samstag sind Robert und ich aus 4000 Metern Höhe mit dem Fallschirm abgesprungen. Natürlich ‚unter‘ einem routinierten Schirmpiloten. Roberts Geschenk an mich zu meinem Geburtstag. Das größte war, dass er mit geflogen ist und wir so wieder eine für beide neue Erfahrung gemeinsam teilen können. Es war fantastisch und ich würde jederzeit wieder springen. Sich auf diese Weise fallen lassen, loslassen hat mich sehr berührt. Dort oben gibt es erst mal gar kein Unten… Der Nachmittag in Gransee war sehr angenehm. Die zwei Stunden bis zu unserem Start in warmer Luft auf grüner Wiese, blauer Himmel sonst nichts. Beate und Carola haben uns begleitet. Von unserem Flug gibt es Videos. Sie werden immer auf die gleiche Weise produziert. Very professionell. Dennoch, hier sind sie und Ihr könnt dabei sein… Roberts Sprung [zdvideo]http://media.aufbruch2010.de/robert-2.flv[/zdvideo] Thomas‘ Sprung [zdvideo]http://media.aufbruch2010.de/thomas-1.flv[/zdvideo] Beate Wolffs Fotos

aufbrechen…

In den letzten Tagen wird die Lebensblase immer kleiner. Die letzten Menschen und Orte verabschiedet. Auf der Turmstraße das Straßenfest, fremd schon immer, hat mit uns nichts zu tun. Was uns betrifft: die Busse fahren nicht und so bringt uns ein Taxi zum Flughafen. Wir sind viel zu früh. Ich kaufe noch zwei Bücher. Lesen, darauf freue ich mich. Dann folgt ein Flug dem anderen. Wir können gut schlafen, die Einreise klappt problemlos – niemand fragt nach dem fehlenden Rückflugticket… Ausgerechnet die Lesebrille lasse ich im letzten Flieger liegen, ein freundlicher Singapur-Airlines-Mitarbeiter holt sie mir im Laufschritt.

ankommen

Nach 21 Stunden Reise sind wir Samstagabend in unserem Hotel angekommen. Die langsameren Seelen reisen noch, so dass wir uns am Sonntag noch reichlich verloren vorkamen. Und wir haben uns wie die Anfänger die Gusche verbrannt… Natürlich mussten wir erst einmal ans Wasser, baden. Der Tourismus ist hier sehr stark. Viele Surfer (jung) und Niederländer (alt). Nur einen Moment, in der Nähe eines Tempels fühlte ich etwas vom Asien, das ich aus früheren Reisen kenne. Es roch gleich ganz anders (nicht einladend für unsere Nasen) und es waren kaum Bleichgesichter zu sehen. Gestern war das der enspannteste Moment. Es ist tropisch heiß und feucht, jeden Abend schüttet es wenige Minuten. Wir haben heute beschlossen uns noch zwei Tage länger Zeit zum Ankommen zu lassen.  Jetzt heißt es rausfinden, wie wir mobil sein können und wo preiswerter schlafen. Die Preise scheinen hier täglich zu steigen. Ein paar Bilder vom ersten Tag…

Seminyak-Kuta

12.-14.9.2010 In den folgenden Tagen kamen endlich auch unsere Seelen an und das Fremdegefühl ließ deutlich nach. Unser Hotel in Seminyak war eine wunderbare Oase und ein erholsamer Rückzugsort. In drei Minuten erreichten wir den kilometerlangen Sandstrand von Kuta und Seminyak. Die Wellen dort sind gigantisch, und der Sonnenuntergang bei zunehmener Ebbe atemberaubend.

Vientiane

30.12.2010 – 4.1.2011 Erholt fahren wir früh am kommenden Morgen nach Vientiane. Die Fahrt ist kurz und wir kommen sicher am frühen Nachmittag an. Kurz bevor wir die Stadt erreichen verbreitert sich die Straße und wird mehrspurig. Hier will man urban sein. Und tatsächlich ist hier vieles anders als in allen anderen Städten, die wir in Laos kennen gelernt haben.

Luang Prabang

Morgens um acht geht unser Bus nach Luang Prabang. Ein Pickup bringt uns zu einem weit außerhalb liegenden Busbahnhof. Diese Fahrt ist lang aber vergleichsweise angenehm. Wir nehmen die Nationalstraße 13, die wichtigste Nord-Süd-Verbindung in Laos. Die teilweise enge und kurvenreiche Strecke führt an Straßendörfern vorbei, in denen Menschen in wirklich sehr einfachen Hütten wohnen.

Vang Vieng

Der Ort selbst, einst ein kleines Dorf an einem Fluss gelegen, ist zu einem Spielplatz für junge Backpacker geworden und ziemlich schrecklich. Die Hauptattraktion hier ist das Tubing. Alle Pubertierenden und die, die es nicht schaffen aus dieser Phase herauszukommen, setzen sich in riesige aufgeblasene Schläuche von Autoreifen und lassen sich mit der Strömung drei Kilometer den Fluss hinunter treiben. Der Trip dauert zwei und mehr Stunden, in der Regenzeit geht’s flotter den Fluss runter.

Yangon (Myanmar)

17. – 19. Januar 2011 Sehr früh morgens verlassen wir Bangkok. Hunderte wollen mit Air-Asia ins 21. Jahrhundert und so warten wir eine Weile, bevor wir endlich eingecheckt haben. Wir müssen noch zum Zoll, zum VAT-Refund und wollen auch noch ein paar saubere Dollars besorgen – kaum bleibt Zeit für einen Kaffee. Es soll einen Geldautomaten geben, der neben Baht auch Euros und Dollars spuckt, aber keiner kennt ihn – weder die Banken noch der Zoll.

Ngwe Saung Beach (Myanmar)

19. – 26. Januar 2011 Sehr früh am Morgen werden wir im Taxi zum Busbahnhof gefahren. Es ist kalt und neblig. Als es dämmert, können wir in den Bus einsteigen. Unsere Rucksäcke liegen hinter der Rückbank, wir haben die Plätze 1,2 und 3. Als sich der Bus in Bewegung setzt beginnt es über meinem Kopf an zu tropfen. Der Schaffner zuckt mit den Schultern,

Mandalay (Myanmar)

27. Januar Yangon-Mandalay Als wir aufwachen ist Julia schon gefahren. Ein bisschen traurig nachdem wir so viele Tage gemeinsam verbracht haben. In zehn Tagen werden wir uns hier noch einmal wiedersehen. Wir sitzen lange beim Frühstück, ich esse soviel Pomelo wie ich bekommen kann, dann packen wir und checken aus.

Sagaing (Myanmar)

30. Januar 2011 Mandalay-Sagaing Heute sind wir beide erkältet. Unser Trip zu den Hügeln von Sagaing mit seinen mehr als 500 Stupas beginnt erst um zwölf, so haben wir Zeit uns zu pflegen und jede Menge Wasser zu trinken. Robert wird es auf sechs Liter bringen. Kaum treten wir die Tür – wir wollen noch kurz ins Internet-Café – kommt der geschäftstüchtige Rikscha-Fahrer auf uns zu, fragt ob und wann wir heute nach Sagaing wollen. Er hat eine sehr unangenehme Energie, schnell und gierig. Ich vermute, dass es Ärger geben wird mit unserem Fahrer. Und so ist es auch. Die Rikschafahrer beanspruchen auch für diesen unabhängig von ihnen vereinbarten Trip eine Provision, die unser Taxifahrer jetzt aus eigener Tasche zahlen muss. Vorerst, denn ihm wird etwas einfallen. Auf dem Weg nach Sagaing liegt die Mahmuni Paya. Ihre Besonderheit liegt in einer Buddha-Figur, die in den letzten hundert Jahren von den Gläubigen so stark mit Blattgold belegt worden ist, dass sie Tonnen wiegt, wie ein Schatz bewacht wird und wie manch alternder Mann ziemlich aus dem Leim …

Bagan (Myanmar)

1. – 5. Februar 2011 Schon vor der Busfahrt wird der Toilettengang zu einem Abenteuer. Schon seit Laos trage ich auf Busfahrten immer Schuhe und das ist auch jetzt von Vorteil. Der heftige Ammoniak-Geruch weist den Weg und eine bestochene Vorstellungskraft versucht die 15mm Flüssigkeit am Boden für Wasser zu halten.

Fort Cochin

10-12.2. 2011 Tippe und Wolf holen uns vom Flughafen ab. Das ist toll, fern der Heimat von strahlenden Freunden begrüßt zu werden. Und dazu ein Empfang wie wir ihn in Indien besser nicht haben könnten: Feiner Ambassador mit Fahrer am Flughafen, unser Zimmer ist bereits reserviert, und wir können unsere erste Schritte auf erkundeten Pfaden tun. Das Abendlicht taucht alles in warme Farben.

Alappuzha

12.2. – 16.2.2011 Am kommenden Tag fahren wir weiter. Wir vier haben beschlossen gemeinsam die Backwaters von Kerala zu erkunden. Das ist ein riesiges Kanalsystem, das die Engländer hier angelegt haben. Wir fahren mit dem Taxi. Gut zwei Stunden dauert die Fahrt auf der Landzunge zwischen arabischem Meer und einem See, der fast die gleiche Laenge hat wie die Strecke zwischen Ernakulam und Alappuzha.

Kumely

16.2. – 21.2.2011 Wir fahren in die Berge. Knapp 1000 Meter hoch liegt Kumely. Doch unsere Fahrt beginnt mit endlosen Stadtdurchfahrten. Kaum haben wir einen Ort verlassen, taucht der nächste auf. Voll ist es hier – und laut. Beginnt jetzt Indien?

Mysore

25.2. – 28.2.2011 Wir kommen mit dem Nachtbus nach Mysore. Es ist gerade hell geworden. Die Stadt wirkt entspannter als wir es für eine Millionenstadt erwartet hätten – beinahe klein. Mysore ist bekannt für sein Sandelholz, Duftöle und Räucherstäbchen. Nachdem wir gefrühstückt und uns etwas ausgeruht haben, wollen wir die Märkte erkunden. Wir laufen entspannt los, es ist herrliches Wetter und die Menschen wirken etwas offener und freundlicher als in Cochin. Kaum sind wir um die Ecke gebogen, spricht uns ein junger Mann an.

Hampi

1.3. – 6.3.2011 Am Bahnhof von Mysore die erste Überraschung: Wir müssen nicht in Listen nach dem richtigen Gleis, Zug und Wagen unserer Reservierung suchen – es gibt alle paar Meter elektronische Wagenstandsanzeiger – und genau dort, wo wir den Bahnhof betreten, stehen wir auch schon richtig. Der einfahrende Zug kommt dann doch aus einer anderen Zeit.

Palolem

7.3.-28.3.2011 Wir fahren mit dem Nachbus von Hospet nach Goa. Unser Ziel: Der Strand von Palolem. Nachts um halb vier werden wir plötzlich aus dem Schlaf gerissen. Wir sind da. Gut zwei Stunden früher als erwartet werden wir an einer Kreuzung aus dem Bus geworfen. Ein Rikschafahrer fährt uns in fünf Minuten an den nächtlichen Strand. Eine Natrium-Dampf-Lampe erhellt den Standzugang. Es weht ein leichter Wind. Nur das Meer ist zu hören, ansonsten ist es totenstill.

Varanasi

Wir verlassen unser kleines Paradies, Kurort für Backpacker, Familien, Träumer und harmlos Verrückte mit dem Taxi. Im Wegfahren sehen wir zum ersten Mal die wunderschöne umgebende Landschaft: Kleine Hügel, Alleen und leuchtend grüne Reisfelder. Die Dörfer, durch die wir dann kommen, sind schon weniger schön.

Kathmandu (Nepal)

Mir scheint, wir sinken nicht, sondern die Erde kommt näher, als sich unser Flugzeug Kathmandu, der Hauptstadt von Nepal, nähert. Der Flughafen schockiert mich in seiner Einfachheit. Hauptstadt eines der ärmsten Länder der Welt. (Nepal ist seit vielen Jahren im Umbruch: mehr wissen… lest vor allem den Abschnitt über den Bürgerkrieg)

Angst vorm Fliegen

Manche Dinge werden durch Übung besser. Manche nicht. Roberts Flugangst ist in diesem Jahr präsenter geworden. Und wir sind viel geflogen! Der Flughafen in Lukla (Nepal) macht Fliegen wieder zu einer elementaren und sinnlichen Erfahrung. Auf etwa 2800 Meter in einer kleinen Senke liegt die kurze Landebahn. Auf der einen Seite durch eine hohe Mauer und dann den Berg auf der Anderen Seite durch Nichts begrenzt. Hier hört die Bahn einfach auf und es geht viele Meter in die Tiefe.

Trekken zum Everest Basecamp

Mit einer kleinen 20-sitzigen Propeller-Maschine fliegen wir in gut einer Stunde nach Lukla, das auf etwa 2800 Metern Höhe liegt. Wir sehen keine Piste, als der Pilot zur Landung ansetzt. Die Piste ist kurz und steil, beim Landen bremst die Steigung, beim Start schiebt das Gefälle. Nach wenigen hundert Metern endet die Rollbahn im Nichts.

Thailand

Mit Thailand schließen wir den asiatischen Teil unserer Reise ab. Wir suchen ruhige Orte am Wasser, um die Erfahrungen der letzten Monate nachzuspüren und uns auf Berlin vorzubereiten. Im stark westlich orientierten kapitalistischen Bangkok spüren wir Berlin schon vor. Nur ohne alles Alternative und die rebellischen Blüten, die der Westen im letzten Jahrhundert getrieben hat.